Stuck reparieren: Das müsst ihr beachten

Isabel Herwig Isabel Herwig
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Eine helle Altbauwohnung mit Dielen, großen Zimmern, hohen Decken und Stuck—das ist der Traum von vielen Wohnungssuchenden. Die eleganten Deckenverzierungen geben Räumen ein herrschaftliches Flair und bringt Charakter mit. Leider hat oft der Zahn der Zeit an den Verzierungen genagt oder aber Renovierungsarbeiten haben dafür gesorgt, dass sie nicht mehr in dem Glanz erstrahlen, den sie eigentlich zu bieten haben. 

Stuckateure wissen genau, wie man die Pracht von altem Stuck an der Decke zurückholt, aber auch man selbst kann Hand anlegen. Mit der richtigen Anleitung und der nötigen Sorgfalt könnt ihr euren Stuck selbst wieder erstrahlen lassen, indem ihr Farbschichten entfernt und Risse füllt. 

Man sollte aber möglichst ohne provisorische Lösungen auskommen und gleich einmal richtig Hand anlegen. Klar kann man einzelne in die Jahre gekommene Stellen separat ausbessern, aber das sieht man hinterher oft. Und auch Risse bilden sich dann wieder schneller. 

Außerdem ist ein sorgfältig reparierter Stuck auch für das eigene Auge und die Ästhetik des gesamten Raumes die bessere Wahl. Wir zeigen euch hier mal, was ihr alles beachten müsst. 

Stuckdecken—Was ist das eigentlich und wo kommt es her?

Stuck—das sind plastische Ausformungen von Mörteln jeglicher Art, die in manchen Altbauten Decke und Wand verzieren. Die, die Räume besonders spannend und zu einem echten Hingucker machen. Sie kleiden Innenräume und Fassaden in ein edles Gewand und reichen von einfachen Ornamenten bis hin zu großflächigen Deckengestaltungen mit opulenten Formen. Ganz vorn mit dabei waren in diesem Fall die Zeiten des Barock und des Rokoko, deren Aushängeschild genau dieser Stil war. 

Stuck bzw. die Arbeit mit Gips zur Innenraumgestaltung tauchte schon 7000 v.Chr. erstmals in einer kleinasiatischen Stadt auf. Und auch die Sumerer und Babylonier sollen schon Gips zum Verzieren ihrer Räume benutzt haben. Die Technik hat also schon einige Jahre auf dem Buckel.  

Und wo sind wir heute angekommen? Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden Fertigstuckteile in Katalogen angeboten, die in Gießformen in Serie hergestellt werden. Wer sich intensiv mit den verschiedenen Stuckarten und deren Pflege und Reparatur auseinandersetzten möchte, wird Stuckateur.

Kann ich Stuck selbst reparieren?

Dass man, um Stuck zu reparieren, ein gewisses Fingerspitzengefühl braucht, liegt klar auf der Hand. Spätestens aber, wenn man sich die filigranen Elemente an seiner Decke mal wirklich aus der Nähe anguckt, fällt auf: Hier selbst zu reparieren, kann kniffelig werden. Es ist aber durchaus möglich, solange kein Denkmalschutz vorliegt. 

Bevor man selbst an seinem Stuck herumdoktert, sollte man wissen, aus welchen Materialien die Verzierungen ursprünglich sind. In der Regel stellt sich die Frage nach Kalk oder Gips, also dementsprechend, welche Materialien benötigt werden und wie man mit dem historischen Stoff umgehen muss. 

Vor allem gängige Schäden wie Risse und ausgebrochene Gipsteile im Stuck, kann der Heimwerker im Do-it-Yourself-Modus selbst erledigen. Dafür braucht man nur etwas Feingefühl und das passende Werkzeug. 

Den richtigen Fachmann finden

Stuckateure sind die richtigen, wenn ihr nur einen Fachmann an euren Stuck lasst. Der Beruf bezeichnet heute jemanden, der Wände im Innen- und Außenbereich verputzt. Namensgebend für die gesamte Berufsgruppe ist die Arbeit mit Stuck, also das Herstellen, Renovieren und Verarbeiten dieses. 

Vor allem, wenn es darum geht, Konturen wiederherzustellen, stoßen Laien an ihre Grenzen. Das Fingerspitzengefühl eines Stuckaterus ist doch noch einmal etwas ganz anderes. Erst das neue Material auftragen und dann das überflüssige Material wieder vorsichtig abspachteln. Feine Strukturen schafft so nur ein Fachmann. 

Fehlt dem verzierenden Deckenelement gar Teil, steht der Fachmann außer Frage. Diese Teile müssen von einem Stuckateur ersetzt werden. Exakte Nachbildungen einzelner Teile bekommt man selten herkömmlich im Handel. Sie müssen mit individuell gezeichneten Schablonen und Formen angefertigt werden. 

Auf diese Arten kann Stuck repariert werden

Vor allem rissiger und bröckelnder Stuck sind die Zeichen der Zeit einer Altbaudecke. Die Risse kann aber auch ein Laie leicht schließen. Dazu müssen die Risse nur aufgeweitet werden. Im Anschluss wird möglichst das gleiche Material eingefüllt, das zuvor drin war. Wer jetzt denkt, dass Bauschaum und andere Kunststoffe eine genauso gute Idee zum Einfüllen sind, der irrt! Können sich die Materialien nicht miteinander verbinden, entstehen neue Risse. 

Wer seinen Stuck komplett neu streichen will, sollte dringend zuerst alte Farbschichten abtragen. Oft wollen es sich Mieter und Besitzer einfach machen und streichen lediglich darüber. Das Problem ist dann aber, dass die Konturen mit jedem Mal unschärfer werden. 

Wenn alle Stränge reißen und der Stuck derart beschädigt ist, dass die Reparatur aufwendiger wäre, als einen neuen Stuck anzubauen, sollte man den gesamten Stuck entfernen. Das hat den großen Vorteil, dass man gleich eine neue Verzierung anbringen kann, die auch noch nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet ist. Von Varianten, in denen Styropor zum Einsatz kommt, raten Experten jedoch ab. Der Klassiker ist und bleibt Gips. 

Stuck streichen—so geht's

Wer seinen Stuck ordentlich reparieren möchte, kann gleich die große Farbrolle zum Streichen wieder einpacken. Denn erstmal müssen alle vorherigen Schichten runter! Erst dann werdet ihr sehen, wie schön euer Stuck wirklich ist: scharfe Kanten, sauber verarbeitete Ornamente und filigrane Elemente. Sisyphosarbeit, die den privaten Heimwerker schon das ein oder andere Mal an seine Grenzen bringen kann. Schließlich sind Geduld, Feingefühl und Vorsicht notwendig. Der Stuck soll ja auf keinen Fall zerstört werden. 

Bevor man anfängt, die einzelnen Farbschichten abzutragen, sollte man sich vergewissern, aus welchem Material die oberste Schichte des Stuck ist. Dazu kann man eine Benetzungsprobe machen: Einfach Wasser auf den Stuck sprühen und gucken, was passiert. Zieht das Wasser ein, handelt es sich um Kalkfarbe, bei Dispersionsfarbe bleibt es hingegen darauf stehen. 

Wie man die alte Farbe jetzt vom Stuck herunterbekommt, ist abhängig von der Oberfläche, aber auch von Geduld und Talent. Denn mit besonderer Vorsicht kann man den Stuck Stück für Stück abkratzen und so die einzelnen Schichten entfernen. Trägt man hingegen toxisch neutrale Abbeizprodukte auf, muss man nach maximal 16 Stunden nur noch die alte Farbe mit einem Pinsel, Spachtel oder Bürsten entfernen. Auch abwaschbare Mineralfarben erfüllen ihren Zweck und sind die bessere Wahl für Heimwerker. 

Durch die richtige Pflege hat euer Stuck eine lange Lebensdauer

Das einfachste, was ihr tun könnt, um euren Stuck zu pflegen, ist ihn abzustauben. Einfach mit einem Staubwedel oder einem weichen und vor allem sauberen Besen drüber fahren. Wer weiter ins Detail gehen möchte, kann für die Konturen neben Pinseln auch eine Zahnbürste verwenden. 

Stuck kann aber durchaus auch feucht abgewischt werden. Dann sollte man aber ganz dringend erst an einer versteckten Stelle testen, ob er das aushält. Um Seifenlauge auch wirklich in jedem Riss und jeder Vertiefung zu haben, trägt man sie am besten mit einem Pumpzerstäuber auf. Dann noch kaltes Wasser drauf und vorsichtig mit einem Tuch abtupfen. Wartet damit aber nicht zu lange. Ihr wollt ja nicht, dass sich der Stuck mit Flüssigkeit vollsaugt. 

Es ist dabei enorm wichtig, dass eure Verzierungen hinterher sorgfältig durchtrocknen. Das geht z.B. mit einem Fön.

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